Immer wieder fragen mich Unternehmer: „Brauche ich wirklich eine Vision?“ Ich gebe dir deshalb in diesem Beitrag eine sehr persönliche Anleitung, wie du zu deiner Vision kommst. Und ich erzähle von meiner eigenen Vision, die mich antreibt.
Warum eine gute Vision der Gamechanger für dein Business ist
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„Wer ein Warum hat erträgt jedes Wie“ – gilt das noch?
Eine gute Vision treibt dich. Sie spornt dich zu Höchstleistungen an. „Wer ein Warum zum Leben hat erträgt fast jedes Wie“ – dieser Ausspruch stammt von Frieddrich Nietzsche und trifft heute immer noch zu. Es gibt beeindruckende Beispiele, was dieses „Warum“ bewirken kann. Viktor Frankl war ein Psychologe, der das Konzentrationslager überlebt hat. Sein bekanntestes Buch heißt „Trotzdem Ja zum Leben sagen“, und er vertritt die These, dass gerade diejenigen die unmenschlichen Bedingungen im Lager überstanden haben, die eine Vision vor Augen hatten. Ob sie ihre Enzyklopädie zu Ende schreiben wollten oder einfach nur ihre Familie wiedersehen wollten – sie hatten ein „Warum“, das sie am Leben erhalten hat. Firmenchefs sind oft sehr berührt, wenn ich ihnen im Coaching von Viktor Frankl erzähle. Sie fragen sich dann meist, was sie selber eigentlich antreibt.
Und was treibt dich an?
Warum ich heute davon erzähle, was mich selbst antreibt: Vielleicht bringt es dich dazu, dir deine eigene Vision vor Augen zu führen. Wofür arbeitest du hart? Wann vergißt du die Zeit, weil du ganz und gar das tust, was in diesem Moment ansteht? Ich bin überzeugt davon, dass gerade Unternehmer dann Großes bewegen, wenn sie ein Motiv haben. Einen Traum, der sie antreibt. Im nächsten Abschnitt gebe ich dir ein einfaches Beispiel, wie du zu einer Vision kommst.
Was ist eine Vision überhaupt – im Unterschied zur Strategie?
Ich erkläre es mit einfachen Worten. Wenn ich ein Bäcker bin, ist mein Geschäftszweck, Brötchen zu backen. Oder Brot. Oder Kuchen. Dafür bin ich am Markt. Mit meinen Brötchen stille ich den Appetit meiner Laufkundschaft. Was mich aber gegenüber der SB-Backkette von nebenan in der Fußgängerzone hervorhebt, ist meine Strategie. Ich backe nämlich vielleicht besonders gut schmeckende Brötchen, auf die ich stolz bin. Und vielleicht backe ich die auch frisch, also nicht aus vorgefertigten Teiglingen. Die sind lecker, so dass sich manchmal eine Schlange vor meinem Laden bildet.
Und jetzt wird es spannend. Was ist meine Vision dahinter? Die geht noch einen Schritt weiter. Als unser Bäcker klein war, hat sein Vater ihn vielleicht mit nach Bayern genommen. Und weil der Vater auch schon Bäcker war, hat er mit dem kleinen Steppke zusammen die Hofpfisterei in München besucht. Mit der Folge, dass die einen tiefgreifenden Eindruck beim Filius hinterlassen hat. Jeder Zentimeter in der Bäckerei war ehrwürdig und atmete Tradition. Schließlich wurde das Unternehmen erstmalig erwähnt schon im Jahre 1331. Und: Es roch so gut damals. Denn seit 1984 produzierte der Betrieb ausschließlich ökologisch.
Dieses Gefühl aus Kindertagen ging unserem Bäcker nie aus dem Kopf. Als er erwachsen war, recherchierte er das Konzept der Hofpfisterei noch einmal ausführlich. Und fand heraus, dass das Unternehmen schon damals naturnahe ökologische Fertigung in den Mittelpunkt gestellt hat. Unser Bäcker beschließt: Das will er auch. Rein ökologisch produzieren. Damit einen Beitrag zur Umwelt leisten. Und gleichzeitig soll es so gut riechen und schmecken wie vor so vielen Jahren in der Hofpfisterei. Eine Vision ist geboren – die vielleicht beim Bäcker zu einer Kette von Filialen führt, denn damit präsentiert er sich als etwas Besonderes auf dem Markt. Seine Bäckerei steht für etwas. Er selber begeistert seine Kunden mit dieser kleinen Geschichte aus der Kindheit, die ihn so inspiriert hat.
Mein langer Weg zur Vision
Eine Vision erstellst du nicht am Reißbrett – sie findet dich. Sie entsteht, wenn du etwas in deinem Umfeld siehst, was dich inspiriert – so wie beim Bäcker aus dem Beispiel oben – oder wenn etwas in der Welt nicht so ist, wie du es gerne haben möchtest.
So ist es mir ergangen. Ich habe in zwanzig Jahren Beratung von Vorständen und Geschäftsführer viele Zwänge erlebt, die ich vorher so nicht für möglich gehalten hätte. Als Reaktion habe ich damals mein erstes Buch, erschienen Anfang 2016 bei Ariston, veröffentlicht: ->Mayday aus der Chefetage. Ich beschreibe darin, was Vorstände und Geschäftsführer antreibt.
Es ist ein sehr ehrlicher, manchmal ernüchtender, aber hoffentlich immer wertschätzender Bericht. Viele haben das Buch gelesen und mich gefragt: „Du schreibst über vieles, das schlecht läuft. Hast du nicht auch gute Beispiele?“ Und ich musste ehrlicherweise zugeben, nein, die hatte ich damals nicht. Heute habe ich sie. Seit mein altes Leben bei Microsoft und als Chefin einer IT-GmbH hinter mir gelassen habe, arbeite ich mit Firmenchefs im Mittelstand zusammen. Und zwar gerade mit denen, die Zukunft neu gestalten und einen neuen Typus Organisation aufbauen. Gemeinsam verändern wir etwas. Das inspiriert mich und treibt mich an: So sehr, dass Anfang nächsten Jahres mein zweites Buch erscheinen wird.
Dahinter steht ein großer Traum: Diese Villa, die du auf dem Foto zum Beitrag im Hintergrund siehst, steht in meiner Heimatstadt in Schleswig-Holstein. Irgendwann möchte ich eine Villa wie diese zu einem Ort umbauen, in dem sich all die Vorbilder für uns alle, denen ich tagtäglich begegne, treffen. In einem Think Tank, in dem wir gemeinsam die Gesellschaft neu denken.
Das ist mein Traum – was ist deiner? Diskutiere mit und erzähle uns von dem, was dich antreibt.
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Paula Brandt ist Expertin für neue Unternehmensführung. Sie begleitet CEOs, die sich und ihr Unternehmen für die Zukunft aufstellen wollen. In diesem Blog kommentiert sie regelmäßig aktuelle Trends.