In dieser Woche war ich zu Gast beim Podcast #unlockgrowth. Im Interview mit Iliyana Panov haben wir eine tolle Podcastfolge zum Thema aufgenommen: „Kannst du Vertrauen lernen?“ Viele Unternehmer wünschen sich, ihr eigenes Ego zurückzustellen. Sie wollen die Perspektive des anderen einnehmen und weniger kontrollieren, sich selber öfter zurücknehmen und ihren Mitarbeitern insgesamt stärker vertrauen. Oft fragen sie mich nach einer Anleitung. Deshalb schon vor dem Launch der offiziellen Podcast-Folge einige highlights, die dir vielleicht bei diesen Fragen helfen. Übrigens: Wenn ich „Unternehmer“ oder „Mitarbeiter“ schreibe, meine ich selbstverständlich auch alle Unternehmerinnen und Mitarbeiterinnen!
....how to trust.....
Vertrauen im business – was heißt das?
“Kommt dir das bekannt vor? „Ich möchte mein Ego nicht so stark in den Vordergrund stellen.“ Das wünschen sich einige Unternehmer, die zu mir ins Mentoring kommen. Sie möchten, dass sich ihre Mitarbeiter aus freien Stücken stärker beteiligen und Verantwortung übernehmen. Ihre Sorge ist aber: Sie fragen sich, ob sie sich nicht selbst in viel zu viele Themen hereindrängen und gar nicht genug Raum für mehr Beteiligung lassen.
Paula Brandt
Was schafft Vertrauen?
Im Podcast erzähle ich eine kleine Geschichte. Bei Microsoft haben wir immer über eine war story gesprochen, die uns inspiriert hat. Sie geht im Kern um das Thema Vertrauen und stammt aus den Anfangstagen von Firmen wie Microsoft und Digital Equipment. Damals gab es in den US einen heftigen Schneesturm. Viele Mitarbeiter steckten mit ihren Familien in Schneewehen fest und konnten ihr Haus nicht mehr verlassen. Einige Chefs haben in dieser schlimmen Notlage weder Geld noch Zeit gescheut hatten, um sie per Helikopter aus der Gefahrenzone herausfliegen zu lassen. Sie haben schnell und unbürokratisch gehandelt und die Sorge für ihre Mitarbeiter über alles andere gestellt. Das brachte ihnen Vertrauen: Die Loyalität der Geretteten anschließend war mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen. Von einem von ihnen stammt der Satz: „Für den (meinen Chef) wäre ich durchs Feuer gegangen.“ Nachzulesen ist die ganze Geschichte in meinem ersten Buch ->Mayday aus der Chefetage.
Erfolgsgeheimnisse
Was bringt dir also Vertrauen ein? Ein Erfolgsfaktor ist wichtiger als alle anderen. Er startet bei dir selber. Beantworte diese Fragen ehrlich:
- Glaubst du an ein großes Ganzes, sprich: hast du eine größere Vision für deine Firma, kannst du sie klar benennen und teilst sie?
- Geht es dir vor allem darum, dass du persönlich deine Ziele erreichst?
- Oder willst du auch, dass deine Mitmenschen weiterkommen, und bist du stolz, wenn sie etwas schaffen?
- Grundsätzlich gefragt: Liegen dir deine Mitarbeiter|innen und generell deine Mitmenschen wirklich aufrichtig am Herzen?
Zusammengefasst: Was macht große Anführer aus? Einmal ist es die Antwort auf die erste Frage. Hast du eine Vision, auf die du stetig und zusammen mit anderen hinarbeitest? Vermittelst du dieses Gefühl, dass „ihr das gemeinsam schafft“? Die besten Unternehmer stellen genau dieses Gefühl in ihrem Ufeld her, ob zwischen Kunden und ihrem Unternehmen oder ihren Angestellten und ihnen selber und ihren Fürungskräften.
Das leitet über zur zweiten und dritten Frage: Solche Unternehmer inspirieren ihre Mitmenschen zum Handeln, anstatt sie als bloße Erfüllungsgehilfen für die Erreichung von eigenen Zielen zu sehen. Ich sehe gerade viele neue Unternehmer, die sich ganz andere Ziele als die gewohnten von früher setzen. Sie sagen Dinge wie „Ich würde mich total freuen, wenn wir ein Arbeitsumfeld schaffen, wo kein Termin zu setzen mehr notwendig ist.“ Ein Ziel von ihnen lautet dann entsprechend z.B. so: “…wir haben unser Ziel erreicht, wenn die Mitarbeiter|innen von alleine kommunikativ so gut sind, dass sie Erfolge und Mißerfolge teilen”.
Einem solchen Unternehmer ist lieber, dass jemand im Team tolle Ideen hat. Er oder sie schafft ein Umfeld, in dem von 190 solcher Ideen vielleicht 2 gut umgesetzt werden, aber vor allem greifen sie nicht ein und geben selber die Ziele vor. Sie gestehen den anderen zu, auch Fehler zu machen und ermutigen gerade dadurch, dass es von Ideen im Team nur so sprudelt. Ihren Erfolg messen solche Unternehmer z.B. an so einer Messgröße wie: „Wenn wir mit keinem Headhunter mehr arbeiten müssen, weil tolle Talente über Empfehlungen der eigenen Belegschaft kommen.“
Wie lernst du zu vertrauen?
Die vierte Frage ist am Wichtigsten für dich persönlich. Was hast du geantwortet auf die Frage, ob dir deine Mitarbeiter|innen und generell deine Mitmenschen wirklich aufrichtig am Herzen liegen? Denn an dieser Stelle kommt dein Ego ins Spiel. Nichts gewinnt dir mehr Unterstützung, als wenn du die anderen, mit denen du umgehst, wirklich voranbringen willst und dabei auf Basis von Werten handelst. Es gibt viele tolle Vorbilder von Unternehmern, die das in ihrer Unternehmenskultur umgesetzt haben. Ein Beispiel ist ABUS aus Wetter, der Hersteller von Sicherheitslösungen, bekannt über ihre Schlösser und Schließanlagen. Die Inhaberfirma ist christlich geprägt und hat in ihrer Unternehmenskultur den Grundsatz verankert, „Was du nicht willst dass man dir tu das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Sämtliche Handlungen werden an diesem Grundsatz gemessen.
Ein Klassiker aus dem Jahre 1936 (!), Wie man Freunde gewinnt, hat das damals schon auf den Punkt gebracht. Der direkte Weg zum Herzen eines Menschen, sagt der Autor Dale Carnegie, führt über die Dinge, die dem betreffenden Menschen besonders am Herzen liegen. Siehe das Beispiel vom Schneesturm.
Wenn du also dein Ego zurückstellen willst, solltest du an diesem Punkt arbeiten. In Mentoring-Sessions mit Unternehmern ist es immer sehr spannend, da heranzukommen. Mehr bald in der neuen Podcastfolge.
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Paula Brandt ist Expertin für die Generation I CARE. Sie begleitet Impact-Unternehmer, die sich und ihre Firma für die Zukunft aufstellen wollen.